„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe;
und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“
Genesis der evangelischen Lutherbibel aus dem Jahr 1545
Mit diesen Worten beginnt nach dem Reformator Martin Luther die biblische Entstehungsgeschichte. Als Naturelement spielt das Wasser in der Bibel im weltlichen und geistigen Leben des Heiligen Landes Israel, gelegentlich auch Palästina genannt, eine überragende Rolle. Denn das trockene Klima des Nahen Ostens unterstrich schon früh seinen hohen Stellenwert als elementare Voraussetzung für das Leben und die Schöpfung. In den heiligen Schriften des Juden- und Christentums wird das Wasser in vielfältigster Form erwähnt – als Wolken, Gewitter, Regen, Quellen, Flüsse, Meere, Brunnen, Zisternen, Teiche, spirituelle Reinigungen und in der Taufe.
Israels Wasservorkommen beschränken sich im Wesentlichen auf den Fluss Jordan, den See Genezareth, das Tote Meer, die Grundwasservorkommen in der Küstenebene und kleinere Bäche und Flüsse, die nicht immer Wasser führen. Regen gibt es überwiegend in den Wintermonaten. Mit rund 350 Millimetern jährlich, dies entspricht knapp der Hälfte des Niederschlags in Deutschland, ist er regional sehr unterschiedlich verteilt. Im Norden und Westen ist es feuchter als im Süden und Osten des Landes.
In der Region des „fruchtbaren Halbmonds“ mit dem Wasserreichtum an Nil, Euphrat und Tigris war die Landwirtschaft die Grundlage des Wohlstands der Menschen. Israel als ein Teil davon war bereits in vorbiblischer Zeit ein Land der Viehzucht, des Getreides, des Weins, des Honigs, der Feigen, Wassermelonen, Granatäpfel und Olivenbäume – kurzum „das Land, in dem Milch und Honig fließen“. Die Menschen versorgten sich, die Tiere und die Pflanzen mit Wasser aus Quellen, aus Grundwasserbrunnen und aus Zisternen und Teichen, in denen das Regenwasser gesammelt wurde. In Wassernähe spielte sich bereits vor 3 000 Jahren ein reges Leben ab; Brunnen galten als heilig, Quellen wurden gar als Gottesgabe verehrt.
Wegen seiner Lage zwischen den Großmächten in Ägypten und Mesopotamien unterlag Israel einem häufigen Wechsel von Fremdherrschaften und politischer Selbstständigkeit. Die Städte waren zumeist befestigt, die Wasserversorgung war daher nicht selten auf den Belagerungszustand hin ausgerichtet. Im Norden und Westen Israels war bei einer jährlichen Niederschlagsmenge von mehr als 400 Millimetern Regenfeldbau möglich.
Für den Gemüseanbau wurden in vorchristlicher Zeit unter dem Einfluss der Ägypter, Sumerer, Assyrer, Babylonier, Perser, von Alexander dem Großen und der Ptolemäer nur kleinere Flächen in den Oasen im nahen Umfeld von Quellen künstlich bewässert. Erst ab der römischen Epoche wurde das Land durch die Wasserzuleitung in Gräben und Leitungen großflächig bewässert.
In den weniger fruchtbaren Trockengebieten gab es jedoch immer wieder Hungersnöte, die bereits dann einsetzten, wenn es nur etwas weniger regnete.
Heute zeichnet sich Israel durch eine hohe Besiedlungsdichte und seine großräumige Bewässerungslandwirtschaft aus. Das benötigte Wasser wird dem Jordan, dem See Genezareth, den kleineren Flüssen, den Grundwasservorkommen und dem Meer mittels Entsalzung entnommen. Aufgrund des hohen Technisierungsgrades der landwirtschaftlichen Bewässerungsmaßnahmen gehört Israel zu den in dieser Technologie weltweit führenden Nationen.
Quelle:
Wasser im Heiligen Land – biblische Zeugnisse und archäologische Forschungen, W. Dierx und G. Garbrecht, Frontinus-Gesellschaft e.V., Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2001