Auch wenn es scheint, als sei virtuelles Wasser nicht real vorhanden, so ist es doch ein elementarer Bestandteil unseres täglichen Lebens, vom Kaffee am Morgen bis zum Federbett am Abend. Unter virtuellem Wasser versteht man die Wassermenge, welche zur Fertigung industrieller und landwirtschaftlicher Produkte und für Dienstleistungen benötigt wird. Wasser also, das unsichtbar in Produkten steckt. Rund 5 000 Liter täglich zusätzlich zum realen Bedarf von 125 Litern einer Person für Trinken, Kochen, Waschen, Körperpflege und Hygiene.
Doch wo versteckt sich das virtuelle Wasser und in welcher Menge ist es in den verschiedenen Produkten enthalten?
Bei landwirtschaftlichen Gütern geht es um die Nutzpflanzen und das Vieh. Die Bewässerung von Getreide, Kartoffeln, Soja, Reis, Mais, Gemüse, Salat, Wein und Obst erfordert sehr viel Wasser, aber auch die Weiterverarbeitung der Früchte und deren Transport. Es sind zwischen 900 und 3 400 Liter Wasser je Kilogramm. Spitzenreiter ist der Reis. Der Export von Früchten ist also Wasserexport in großem Stil.
Auch die Fleischproduktion erfordert für das Tränken des Viehs und das Füttern mit Soja, Getreide und Mais und die Weiterverarbeitung zu Lebensmitteln große Wassermengen. Zwischen 3 900 und 15 500 Liter virtuellen Wassers stecken in einem Kilogramm Fleisch. Viel Wasser ist auch für die Produktion industriell gefertigter Güter erforderlich. Der lebenslange virtuelle Wasserbedarf eines Menschen in Deutschland liegt bei rund 140 000 Kubikmetern - der Inhalt eines großen Tankschiffes. Infolge der intensiven Bewässerung der Baumwollanbauflächen hat der im Grenzgebiet von Kasachstan und Usbekistan gelegene Aralsee innerhalb von 50 Jahren mehr als die Hälfte seiner Fläche verloren, mit katastrophalen Auswirkungen für die Umwelt und die Menschen.
Häufig wird virtuelles Wasser aus wasserarmen Gebieten, wie Israel, Italien, Spanien oder Nordafrika, in wasserreiche Regionen, wie Deutschland, transportiert, zum Teil mit kritischen Folgen. In vielen Regionen sinkt der Grundwasserspiegel, Flüsse und Seen trocknen aus, weil mehr Wasser entnommen wird als nachfließen kann. Die Folgen sind Wasserknappheit, Dürren und politische Auseinandersetzungen. Daraus können nationale oder gar internationale Konflikte entstehen. Aus Gründen der Nachhaltigkeit ist mehr denn je ein sorgsamer und verantwortungsvoller Umgang mit der Ressource Wasser gefordert.