Der Nil war schon immer die Lebensader Ägyptens, er ist der Mittelpunkt allen Lebens. Ein Leben fern des Nils war für die Ägypter undenkbar. Er bot während des ganzen Jahres reichlich Süßwasser und Nahrung in Form von Fischen und Wasservögeln. Darüber hinaus diente er als Verkehrsweg. Das jährliche Nilhochwasser brachte fruchtbaren Schlamm auf die Felder und sicherte die Ernte. Daher wurde es gottgleich verehrt. Fiel nämlich das Nilhochwasser gering aus, wurden flussferne Flächen nicht erreicht. Somit gelangte zu wenig Schlamm auf die Felder. Fiel das Nilhochwasser jedoch sehr stark aus, wurden die Häuser fortgerissen und Felder zerstört.
Die Hochkultur des alten Ägyptens wird als Flusskultur bezeichnet, da der Nil in der lebensfeindlichen Wüste die Basis ihrer Entwicklung war. Vor 5 000 Jahren entstand über Jahrhunderte hinweg ein weit verzweigtes Kanal- und Dammsystem für die Wasserversorgung von Menschen, Tieren und Pflanzen. Es diente dazu, das Flusswasser möglichst gleichmäßig über die Talebene zu verteilen.
Während das Wasser für das Vieh und zur Bewässerung offenen Gräben entnommen wurde, wurden für die Trinkwassergewinnung zumeist Brunnen gebaut, die Grundwasser erschlossen.
Schöpf- und Hebewerke förderten das Wasser auf höher gelegene Flächen. Die „Nilometer" genannten Wassermesser erfassten den Pegelstand des Nils. Sie dienten zur Bestimmung der nutzbaren Wassermenge und zur Festsetzung der Steuern, die sich am Ernteertrag orientierten. Die Wasserverteilung aus den Kanälen auf die Felder konnte bei Bedarf mit Hilfe von Sonnenuhren oder Messgefäßen gesteuert werden. Die dauerhafte Sicherung der elementaren Lebensgrundlagen, die Wasserversorgung und die Produktion tierischer und pflanzlicher Lebensmittel – führte in Ägypten über einen Zeitraum von 3 000 Jahren hinweg zu weitgehend stabilen politischen Verhältnissen, von König Menes um das Jahr 2 950 vor Christus bis Königin Kleopatra um das Jahr 30 vor Christus.
Bereits im alten Ägypten war Bier als Volksgetränk bekannt. Es wurde aus Gerstenbrot hergestellt, das nur zur Hälfte gebacken war. Dieses wurde zerkleinert, in ein Gemisch aus Wasser und Gerste gegeben und anschließend in geschlossenen Krügen aufbewahrt, so dass das Gebräu anfing zu gären. Bevor man das Bier trank, wurden die Brot- und Gerstenanteile ausgesiebt.
Wohlhabende Ägypter tranken bereits vor 4 000 Jahren Wein. Dazu wurden die Weintrauben zertreten und der Saft in großen Bottichen zur Gärung aufbewahrt. War die Gärung abgeschlossen, wurde der Wein in kleine Krüge gefüllt, die mit Datum und dem Namen des jeweiligen Weingartens versehen wurden – ganz so wie heute.
Imhotep war Baumeister, Schriftgelehrter, Mediziner und Erfinder. Er soll dem Pharao Djoser während einer siebenjährigen Hungersnot um das Jahr 2 700 vor Christus geraten haben, diese durch ein Opfer für den Nilgott Chnum zu beenden. Zugleich bekämpfte er Hungersnöte durch die Anlage neuer Bewässerungssysteme, welche die Wasserversorgung der Felder auch bei niedrigem Nilwasserstand verbesserte. Imhotep war daher bereits zu Lebzeiten ein hoch geachteter Mann.
Über Jahrtausende hinweg wurde Wasser mühsam von Hand oder mit Hilfe von Tieren geschöpft und gefördert.
Die im südlichen Ägypten gelegene Tempelanlage von Kom Ombo beherbergt einen Brunnen, der durch seinen unterirdischen Zugang zum Nil nicht nur der Wasserversorgung und als „Nilometer" der Messung des Nilwasserstandes diente. Er hatte auch eine hohe kultische Bedeutung, da in ihm vermutlich Krokodile gehalten wurden. Sie waren die Verkörperung des Gottes Sobek und galten als heilige Tiere. Noch heute können in Kom Ombo Mumien von Krokodilen besichtigt werden.